Blut, Schwei und Brain 11FREUNDE

Publish date: 2024-12-10

Als Roko Bra­j­kovic sich den Ball nur Zen­ti­meter zu weit vor­legt, ist Dave Kwakman direkt zur Stelle. Mit einer gezielten Grät­sche erobert der Sechser von AZ Alk­maar den Ball. Über Top­tor­jäger Ernest Poku kommt der Ball zum ein­ge­wech­selten Meex Meerdink. Die Nummer Neun Alk­maars leitet den Ball herr­lich mit der Hacke weiter und ermög­licht Poku so eine Eins-gegen-Eins-Situa­tion mit dem geg­ne­ri­schen Tor­wart. Er visiert das kurze Eck an und trifft mit der Innen­seite zum vor­ent­schei­denden 3:0. Es ist bereits der zweite Treffer des Top-Talents im UEFA-Youth-League-Finale zwi­schen den A‑Jugendlichen von Alk­maar und Hajduk Split, das die Hol­länder am Ende mit 5:0 für sich ent­scheiden werden. Nach Siegen gegen den FC Bar­ce­lona, Ein­tracht Frank­furt und Real Madrid gelingt dem Underdog aus Nord­hol­land die rie­sige Über­ra­schung in der dies­jäh­rigen Youth-League-Saison. Alk­maars U19 ist nun die beste Mann­schaft Europas.

Die Art und Weise, wie das Tor von Poku fiel, ist keine Über­ra­schung. Denn genau darauf ist das Spiel des AZ Alk­maar aus­ge­legt. Schneller, wacher und intel­li­genter zu sein als der Gegner. Die Basis dafür schafft der nie­der­län­di­sche Erst­li­gist in seinem Nach­wuchs­leis­tungs­zen­trum. In Zusam­men­ar­beit mit dem Ams­ter­damer Ana­lyse-Unter­nehmen Brains­First“, unter­zieht der Verein jeden poten­ti­ellen Nach­wuchs­spieler einem Test zur Fest­stel­lung seiner kogni­tiver Leis­tungs­fä­hig­keit. Eine Praxis, die bei immer mehr euro­päi­schen Klubs Anwen­dung findet – und AZ Alk­maar nach schwie­rigen Jahren zurück in die Erfolgs­spur gebracht hat.

Der Unter­schied liegt im Kopf

Eine ganz nor­male Trai­nings­ein­heit bei Real Madrid hatte zu einer großen Ent­de­ckung geführt. So schreibt es zumin­dest Eric Cas­tien, Gründer von Brains­First, auf der fir­men­ei­genen Web­site. 2009 beob­ach­tete der Nie­der­länder Cas­tien, der damals noch als Jour­na­list arbei­tete, das Star­ensemble um Cris­tiano Ronaldo. Die Spiel­weise des damals gerade von Man­chester United gewech­selten Welt­fuß­bal­lers, hatte Cas­tien die Augen geöffnet – so sagt er. Die Fähig­keit Ronaldos schnel­lere und bes­sere Ent­schei­dungen zu treffen und Situa­tionen zu anti­zi­pieren, bewog den Nie­der­länder zu einer fol­gen­schweren Erkenntnis. Der Unter­schied zwi­schen guten Spie­lern und Welt­klasse-Spie­lern liege laut Cas­tien nicht etwa in der Technik oder Physis, son­dern im Gehirn. Gemeinsam mit zwei Neu­ro­wis­sen­schaft­lern widmet sich Cas­tien seit dem der Unter­su­chung des mensch­li­chen Denk­or­gans und seines Ein­flusses auf die indi­vi­du­elle Leis­tung – nicht nur im Sport.

Fuß­baller müssen neben den kör­per­li­chen und tech­ni­schen Fähig­keiten auch kogni­tive Über­flieger sein“, erklärt Cas­tien. Kon­kret nennt der Fir­men­gründer drei Eigen­schaften, die den Erfolg eines Spie­lers begüns­tigen. So spricht er von Reak­ti­ons­be­reit­schaft. Also der Fähig­keit, unter Druck mög­lichst schnell die beste Ent­schei­dung zu treffen. Zudem die Geschwin­dig­keit, mit der bereits bekannte Abläufe aus­ge­führt werden können und das kogni­tive Gedächtnis eines Akteurs. Letz­teres ist aus­schlag­ge­bend dafür, inwie­fern bereits Gelerntes abge­rufen, ange­wendet und kom­bi­niert werden kann. Kon­kret gemessen werden die genannten Fähig­keiten durch mehre Spe­zi­al­spiele, die ver­schie­dene Teile des Gehirns bean­spru­chen. Die gewon­nenen Daten wertet Brains­First dann aus und stellt sie den Ver­einen zur Ver­fü­gung. Die getes­teten Fähig­keiten sind natür­lich wichtig, das leuchtet ein. Wie wichtig, dass zeigen Sta­tis­tiken des Unter­neh­mens zu bereits unter­suchten Spie­lern: Akteure, die Test­ergeb­nisse im oberen Drittel vor­zu­weisen können, haben im Durch­schnitt einen sieben Mal höheren Markt­wert als Spieler mit einem Ergebnis im unteren Abschnitt, so Cas­tien. Neben AZ Alk­maar und Klubs aus ganz Europa, nutzen mitt­ler­weile auch Ver­si­che­rungs­un­ter­nehmen und Wirt­schafts­prüfer die Dienste von Brains­First, um die Leis­tungs­fä­hig­keit ihrer Beleg­schaft zu ana­ly­sieren. Aber welche Rolle spielen die erho­benen Daten eigent­lich bei der Jugend­ar­beit eines Fuß­ball­ver­eins?

ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeRr3qiuMqmmJqqXZe5tsCMrJqhr5WewLR51KebZpqilrave5drZ3FwZGk%3D